"Kein Geld? Auch Hamburg wird dann kleiner."

Den Spruch habe ich geklaut. Bei Ernst Bloch, der dies über Paris gesagt hat. Aber es gilt genauso hier, in unserem ach so reichen Hamburg, dass immer mehr Menschen auf der Straße landen. Gerade in meinem Stadtteil hat sich das Bild in den letzten Jahren verstärkt, und die Auswirkungen der Coronakrise, die arme Menschen besonders hart getroffen hat, haben sicher ihren Teil dazu beigetragen.

Ihre Schlafplätze sind an allen möglichen Stellen in der Stadt anzutreffen. Mal an Orten, wo viele Menschen unterwegs sind, in Einkaufsstraßen und Fußgängerzonen. Oder versteckt, in Parkanlagen, unter Buschwerk, am Elbstrand. Manch eine/r richtet sich ein, mit Blumen, einem kleinen Regal mit Büchern, Matratze – eben was die Straße so hergibt. Anderen genügt eine Isomatte und eine Decke. Im letzten Winter sind vier von ihnen gestorben, einen davon sah ich fast täglich. Er „wohnte“ sehr lange vor dem IKEA in der Großen Bergstraße und zeichnete gerne Blumen. 

Und natürlich ist das auch ein Riesenproblem in anderen Städten Deutschlands. In Berlin, in Köln, in Frankfurt, Hannover undsoweiter. Ich dokumentiere Schlafplätze in allen möglichen Städten, wenn ich ihnen begegne, immer mit einem respektvollen und mitfühlenden Blick. Nicht, weil mich die Schlafplätze aus ästhetischen Gründen stören würden. Mich stört mehr, dass soviele Menschen gezwungen sind, auf der Straße zu leben, dass die Mieten aufgrund einer unzureichenden Politik immer mehr in die Höhe schnellen und komplett von der Einkommensentwicklung abgekoppelt sind. Dabei ist mir sehr bewusst, dass die Ursachen der Obdachlosigkeit vielfältig sind.